Mittwoch, 16. Mai 2012

Was ich von Geschichte (nicht) verstehe (8. Fortsetzung)


Die müssen nun zwischen den kühleren Teilchen hindurch zur Oberfläche, sprich: zu ihrer individuellen Revolution. Dabei erwärmen sie die anderen mit, werden aber selbst wieder abgekühlt. Dadurch gibt es unter Umständen also „Konterrevolutiönchen“. Erst mit steigender Gesamtwärme dampfen dann immer mehr wirklich in die Freiheit ab. Es verdampfen im offenen Topf trotzdem schon Wassertropfen, obwohl das Wasser in seiner Gesamtheit noch nicht kocht.
Der Ablauf dieses Revolutionsspiels lässt sich manipulieren. Durch einen Deckel und durch Gewicht auf dem Deckel. Auf diese Weise entsteht ein geschlossenes System. Denn die zugeführte Energie verbleibt im offenen System nicht vollständig in den zu revolutionierenden Wasserteilchen, sondern wird von der kühlen Umgebung abgezogen. Je bewegter diese Umgebung ist, umso mehr. Ohne beständige Neuzufuhr von Energie hat das „Restwasser“ unter Umständen noch einen Moment 99, dann 98, 97 usw. Grad und aus ist´s mit Revolution. Steht dagegen der Inhalt des Topfes unter Druck, kann ein Teil der Teilchen deutlich mehr als die „normale“ Siedetemperatur haben … und bleibt trotzdem flüssig. Dieser Teil holt dann seine Revolution mit dem Entfernen des Deckels in kürzester Zeit geballt nach. Wie lange die beiden Abläufe zu beobachten sind, ist dabei nicht die Frage. Revolution ist der ganze Vorgang, durch den aus einem Topf mit Wasser ein Topf mit „Luft“ geworden ist. So richtig nimmt man das Ganze aber nur dann als „Revolution“ wahr, wenn man den Deckel abnimmt ...

Unser menschliches Denken abstrahiert meist davon, dass auch in der Natur alle Prozesse an konkrete Bedingungen gebunden sind. Viele dieser Bedingungen erkennen wir gar nicht als solche, weil sie uns als selbstverständlich gegeben erscheinen. Das sind sie ja meist auch.
Wer denkt schon darüber nach, wenn er ein Lagerfeuer entzündet, dass die dabei sich vollziehende Hauptreaktion an mehrere „Bedingungen“ geknüpft ist. Kohlenstoff reagiert mit Sauerstoff zu Kohlendioxid, wobei die erwünschte Energie frei wird. Bedingungen?! Na, Sauerstoff und Kohlenstoff müssen da sein … und was da brennen soll, sollte trocken sein. Da hört die Durchschnittsbetrachtung aber schon auf.
Kommst du auf die Idee, dass für diesen Vorgang mindestens noch ein „offenes System“ und demzufolge eine gewisse „Kälte“ (und das Fehlen anderer Stoffe mit ähnlichen Wirkungen wie das Wasser)- notwendig ist? Besonders die Kälte wird als „Vorsatz“ unterstellt – wir betreiben ja diese Verbrennung meist, um uns zu wärmen. An das „offene System“ aber denkt kaum jemand.


(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Wiedergabe eines in Blogartikeln zerlegten Entwurfs für ein Sachbuch. Der Original Blogartikel ist h i e r; der Entwurf des Buches "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen" unter "Provisorische Gliederung des Buches")

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